Das Ende der Internet-Blase für ARD und ZDF

Die ausufernden Internet-Angebote der öffentlich-rechtlichen Sender sind nicht nur der privaten Konkurrenz, sondern auch manchem Gebührenzahler ein Dorn im Auge. Jetzt soll sich alles ändern. Bis zu 80 Prozent sollen gestrichen werden.

Die Diskussion darüber, was ARD und ZDF im Internet dürfen, zieht sich schon jahrelang hin und wird von allen Seiten verbissen geführt. Zum 1. Juni haben sich nun – sozusagen durch höhere Gewalt – einige Argumentationslinien erledigt. Auf Druck der EU wurden mit dem 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrag (PDF) die Möglichkeiten der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten im Internet deutlich eingeschränkt. ZDF, ARD sowie die angeschlossenen Landesrundfunkanstalten haben jetzt ihre Telemedienkonzepte für Internet- und Videotext-Angebote an die Aufsichtsgremien versandt. Darin legen sie dar, wie ihr Online-Angebot künftig aussehen soll. ZDNet vergleicht den Ist- mit dem Soll-Stand und fasst die Argumente der Diskussion zusammen.

Während die Bekanntmachung des SWR und die Meldung des Bayerischen Rundfunks zum Versand ihrer Telemedienkonzepte recht sachlich und kurz ausfallen, weisen die ARD in ihrer Ankündigung und das ZDF in seiner Darstellung auf die erheblichen Streichungen und Einschränkungen hin, die Nutzer hinzunehmen hätten. Besonders ausführlich und kritisch äußert sich der WDR zu der Neuregelung.

Die Telemedienkonzepte der Rundfunkanstalten sollen nach dem Willen des Gesetzgebers in einem dreistufigen Test daraufhin untersucht werden, ob die Angebote vom Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks abgedeckt sind, inwieweit sie zum publizistischen Wettbewerb beitragen und welche Kosten sie verursachen.

Oder anders gesagt: Dürfen die das? Schaden die öffentlich-rechtlichen Internetauftritte den privaten Anbietern? Werden Gebühren verschwendet? Antworten auf alle diese Fragen erhalten die Sender und die Öffentlichkeit voraussichtlich im Sommer 2010.

Die Fragen sind erlaubt, schließlich haben sich die Websites der Sendeanstalten von einer Programmvorschau im Internet zu regelrechten Serviceportalen gemausert. Der Südwestrundfunk beispielsweise betreibt neben swr.de, swr3.de und DasDing.de, auch das kindernetz.de und zusammen mit dem WDR den planet-schule.de. Außerdem ist der SWR für die ARD-Gemeinschaftsangebote ARD.de und EinsPlus.de federführend verantwortlich.

Die ARD selbst legt Konzepte für die gemeinschaftlichen Angebote vor. Dies sind neben ARD.de auch DasErste.de, tagesschau.de, sportschau.de und boerse.ARD.de sowie die Websites der drei Digitalkanäle EinsPlus, EinsExtra, EinsFestival und in Abstimmung mit dem ZDF das Onlineangebot des KI.KA.

Das ZDF hat Konzepte für die Neuausrichtung von zdf.de, heute.de, sport.zdf.de, die ZDF Mediathek, tivi.de, theaterkanal.de sowie unternehmen.zdf.de vorbereitet.

Der WDR ist verantwortlich für die Telemedienkonzepte von WDR Online sowie der Gemeinschaftsangebote sportschau.de und einsfestival.de. Die Seite Liebesalarm.de des WDR-Radiosenders 1Live wurde zum 31. Mai ebenso eingestellt wie das „virtuelle Tierheim“ des WDR-Fernsehens, die virtuelle „Zimmer-frei-WG“ und ein Gehaltsrechner auf WDR.de. Für sie hätte eine Prüfung nicht mal ansatzweise Aussicht auf Erfolg gehabt.

Es geht also in allen Fällen nicht nur um eine Website, sondern jeweils um ein ganzes Bündel von teilweise sehr komplexen Angeboten. Dass diese häufig recht nützlich sind, etwa die Urteilsdatenbank des „ARD-Ratgebers Recht“, ist unbestritten. Das ist aber gar nicht die Frage. Die Frage ist vielmehr – zugebenermaßen etwas zugespitzt – ob die öffentlich-rechtlichen durch gebührenfinanzierte Angebote die privatwirtschaftliche Konkurrenz aus dem Markt drängen und wenn ja, ob sie das dürfen.

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5 Kommentare zu Das Ende der Internet-Blase für ARD und ZDF

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  • Am 4. Juni 2009 um 12:37 von Florian Mann

    Zurückrudern für den Untergang
    Das Zurückrudern der Öffentlich-Rechtlichen und die Einschränkung der ersten gut funktionierenden Web Angebote von TV Anstalten (egal ob OR oder privat) ist nicht nur bedenklich, sondern eine Bankrotterklärung gegenüber der veränderten Medienlandschaft, die sich (a) durch den technischen Fortschritt und (b) durch die veränderten Konsumentenbedürfnisse ergibt. Damit die gesamte TV- und Filmbranche nicht ebenso drastische Einbußen wie die Musikindustrie der letzten Jahre hinnehmen muss, werden Zukunftskonzepte und neue Angebote gebraucht! Und nicht ein Festhalten am Status Quo mit einer Einschränkung derer, die innovative Konzepte und Angebote liefern.

    Aus meiner Sicht ist die Verwendung der Rundfunkgebühren für nutzerorientierte Online-Angebot der einzig richtige und zukunftsorientierte Weg!

    Es ist mir ein Rätsel, wie die Verantwortlichen so die Augen vor den veränderten Konsumentenbedürfnissen verschließen können.

    • Am 5. Juni 2009 um 13:33 von haraldberg

      AW: Zurückrudern für den Untergang
      Diesem Kommentar kann ich nur zustimmen.

      Natürlich muss ein Autor einer privaten Onlineseite ´kritisch schreiben.
      Aber ich als GEZ zahlender Bürger möchte auch etwas anderes als old fashioned TV bekommen. Als Nutzer der Internetangebote der öRechtlichen möchte für meine Gebühren auch etwas bekommen.

      Leider hat die Lobbyseite der privaten es geschafft die Interessen der Verbraucher aus den Köpfen der Entscheidungsträger zu löschen..

      • Am 7. Juni 2009 um 14:59 von Berta

        AW: AW: Zurückrudern für den Untergang?? NEIN
        Als 60-Plus-angehöriger INTERNET-Fan unterstütze ich die kritischen Kommentare zur Einschränkung des Internet-Angebots von ARD und ZDF uneingeschränkt.

        Bei ARD und ZDF bot sich bislang auch für die 60-Plus-Internutzer mal die Möglichkeit, die Angebote der Tele-Medien möglichst kostengünstig zu nutzen. Wir zahlen "für unser Gutes Recht" schließlich auch regelmäßig GEZ.
        Das alles soll nun vorbei sein? Ich sage: NEIN!
        Wir wollen nicht überall nur mit werbe-gesponsorten Informationen zugemüllt werden.

        Wann machen die 60-Plus-Leute mal mehr Stunk, wenn sie von derartigen Entscheidungen mit betroffen sind?
        Hat es die einschlägige Wirtschafts-Lobby nun doch geschafft, die politischen Entscheider zu bequatschen?

    • Am 5. Juni 2009 um 21:41 von Oliver

      AW: Zurückrudern für den Untergang
      …dazu kann ich nur sagen TYPISCH GEZ…. Sender und Programme die, die heutige GENERATION garnicht anschaltet oder interesiert. Überaltet und den ZEITZUG verpasst. ….

    • Am 7. Juni 2009 um 19:40 von Jürgen S.

      AW: Zurückrudern für den Untergang
      [Zitat]
      Aus meiner Sicht ist die Verwendung der Rundfunkgebühren für nutzerorientierte Online-Angebot der einzig richtige und zukunftsorientierte Weg!

      Es ist mir ein Rätsel, wie die Verantwortlichen so die Augen vor den veränderten Konsumentenbedürfnissen verschließen können.
      [Zitat Ende]

      Ich habe sicherlich dafür Verständnis, dass es um ein derart gewachsenes Angebot Schade ist, wenn es im Daten Nirvana verschwinden soll. Jedoch muß ich als langjähriger (gezwungener) GEZ Zahler dazu sagen, dass wenn man sich auf einen "zukunfstorientieten Weg" und auf "Konsumentenbedürfnisse" beruft, zu diesem Thema mit Kritik rechnen muß.

      Ich persönlich würde es als zukunftsorientiert und für meine Bedürfnisse angemessen empfinden, wenn ich selbst entscheiden könnte ob ich die GEZ Gebühren überhaupt bezahlen möchte … aus mangelndem Interesse an den ÖR sehe ich meine "Zwangsabgabe" seit Jahren nicht komplett aber größtenteils als verschwendet an, da ich weder das ÖR Fernsehen und schon gar nicht das ÖR Radio Angebot nutze!

      Wie gesagt, um einiges ist es sicherlich Schade wenn es verschwindet, die Verantwortlichen sollten sich aber auch mal überlegen, für was sie das Geld ausgeben das Ihnen förmlich in den Schoß geworfen wird und sich lieber auf ihr Kerngeschäft konzentrieren.

      Wenn die ÖR ein derartiges Angebot weiterführen wollen um sich der "neuen Welt" anzupassen, sollen sie sich gefälligst auch über die Liberalisierung der Gebühren den Kopf zerbrechen!

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